Es war einer von diesen Konsum-Samstagen, an denen man sich mit einer Freundin in der Stadt getroffen hat, um nach langer Zeit ein wenig zu shoppen. Das Gefühl von „Shoppen“ kenne ich schon lange nicht mehr, da ich immer Second Hand oder auf Flohmärkten kaufe und das auch eher selten. Mein Kleiderschrank ist sehr minimalistisch und ich trage manche Sachen über 5 Jahre. Ich gebe auf meine Klamotten Acht, ein wenig so, als ob ich mit diesen paar Stücken für immer auskommen müsste. Diese Einstellung hilft mir immer sehr reduziert zu leben – besonders im Bezug auf Kleidung. Nun ja, als ich dann auf dieser Shoppingmeile stand, fühlte ich mich, als hätte mich jemand dort ausgesetzt. Seitdem ich nicht mehr in der Großstadt wohne, war es ein gewöhnungsbedürftiges Bild, inmitten von gehetzten und ferngesteuerten Menschen zu laufen, die nichts besseres zu tun haben, als volle Tüten zu sammeln.
Ich selbst habe lange in der Großstadt gewohnt und garbeitet und kannte das Bild natürlich, habe es aber glücklicherweise verdrängt und bewusst ausgeblendet, denn das was mich da überkam war kein Wellness, sondern extremer Stress. Und als ich dann von Laden zu Laden schlenderte, habe ich mich immer mehr von diesem Shoppinggedanken abgenabelt. Shoppingbeute des Tages: ein Pullover im Sale und eine Leinentischdecke und ganz viele Fragezeichen, die schwerer Waren als meine Beute. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Die Qualität der Klamotten hat mich extrem abgeschreckt. Ebenfalls die Preise: 5 Euro für ein Oberteil? Der gesunde Menschenverstand verrät mir doch, dass dieses Shirt niemals unter fairen Bedingungen hergestellt wurde. Warum sollte ich diesen millionenschweren Store unterstützen, und dieses Shirt kaufen? Und nun stand ich da, und diese Fragen kreisten ständig in meinem Kopf herum. Warum ist man erst so spät imstande zu reflektieren und eisern zu sein? Doch irgendwann kommt genau dieser Zeitpunkt, wo sich die Welt einfach schlagartig in die andere Richtung dreht. Peng. Und das ist wohl jetzt.
Ich blogge schon sehr lange und habe mich immer gefragt, worüber ich tatsächlich bloggen soll? Welche Themen bewegen mich und was kann ich mit bestem Gewissen an meine Follower transportieren? Die Instagramwelt vermittelt dir den Gedanken, kaufe viel und präsentiere besonders die großen angesagten und hippen Marken: Nachhaltigkeit und Fairness fehl am Platz. Du bist eine Marionette, die viel ausblenden muss, um dieses Spiel mitzuspielen. Denn die Mode, die du auf den Bildern zeigst ist giftig, null nachhaltig und du hilfst niemanden damit, am wenigsten dir. Und das schlimmste: die großen Marken werden dadurch nur noch größer und mächtiger. Ich weiß wovon ich spreche, denn jeder steckt irgendwann in dieser Situation, welchen Weg man einschlagen möchte. Will man dieses Spiel mitmachen, Marken vertreten, die die meisten Follower anlocken und somit Aufsehen erregen oder möchte man in die Nische, die noch nicht so stark besiedelt ist. Ich persönlich entscheide mich für die Nische, da ist es nämlich besonders gemütlich.
Doch was ist der wirklich wahre Weg, den ich jetzt einschlagen möchte, wenn ich sowieso minimalistisch gelebt und eingekauft habe? Richtig – ich möchte ihn einfach zeigen und darüber sprechen. Denn ich persönlich finde, dass was man wirklich „lebt“, auch authentisch genug ist, darüber zu sprechen und zu bloggen. Es gibt immer verschiedene „richtige Wege“, nachhaltig zu leben und zu konsumieren, doch wichtig ist es, erst einmal damit anzufangen, wenn auch nur klein. Anfangen! Wenn diese Hürde geschafft ist, bist du in diesem Strom, der dich mit ein wenig Motivation und Wissensdurst weit mitnehmen wird und ein gutes Gefühl gibt weiter zu machen. Du stellst dir die Frage, brauche ich dieses T-Shirt oder macht mich diese Hose wirklich glücklich? Und im nächsten Schritt fragst du dich, woher dieses Produkt herkommt und wo es hergestellt wurde. Diese Fragen sollten dich begleiten, wenn du dein Konsumverhalten umkrempeln möchtest und aus dieser Spirale hinausmöchtest. Denn jeder fängt ganz klein an.
Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast.
something smart.
Slow Fashion steht für nachhaltige und bewusste Mode. Sie beschreibt den Wandel zu mehr Verantwortung und Respekt für Mensch und Umwelt und ein verändertes Bewusstsein gegenüber dem Produkt, dessen Ursprung sowie dem eigenen Konsumverhalten. Slow Fashion bedeutet Entschleunigung: für die umweltschonende Herstellung und Auswahl der Rohstoffe; für die nachhaltige Produktion und die hochwertige Verarbeitung; für den fairen Handel; für den Gebrauch und die Haltbarkeit von Kleidung. Angelehnt an andere „Langsam“-Bewegungen wie Slow Food besitzen die Produkte oftmals eine regionale Herkunft mit kurzer Produktionskette. Die einzelnen Schritte von der Faser bis zur Verarbeitung sind sichtbar. Dabei wird auf Chemie möglichst verzichtet und auf die Entwicklung neuer nachhaltiger Materialien und zukunftsfähiger ressourcenschonender Technologien gesetzt. Nachhaltige Mode ist durch ausgewiesene Textilsiegel zertifiziert.
Zur Slow Fashion zählt nicht nur aus biologischen und recycelten Materialien hergestellte Mode, sondern auch gebrauchte Kleidung. Das Prinzip des Wegwerfens und Neukaufens bekommt durch den reuse-Trend eine starke Gegenbewegung. Im Internet finden sich zahlreiche neue Kleidertausch- und Secondhandplattformen, die sogar Designer-Mode zur Miete anbieten.